Berlin, 17.10.2020 - Donnerstag Nachmittag hieß es Solidarität zeigen und raus auf die Straße, um Berliner Reinigungskräfte bei ihrem Tarifkonflikt zu unterstützen. Unser Bündnispartner IG BAU hatte zu der Demonstration aufgerufen, auch der DGB war vor Ort. Lautstark starteten wir mit rund 100 Reinigungskräften am Gesundbrunnen und liefen durch den Wedding zur Gebäudereiniger-Innung in die Paul-Robeson-Straße 37 in Prenzlauer Berg.
Susanne Kühne (SiN Pankow) war für uns vor Ort und bekundete in einer kurzen Rede unsere Solidarität mit den Reinigungskräften bei der Abschlusskundgebung vor der Gebäudereiniger-Innung: "Wir begrüßen den Kampf der Reinigungskräfte für einen angemessenen Stundenlohn und danken der IG BAU für die Unterstützung im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen für Reinigungskräfte hier in Berlin, wie auch dafür, dass die IG BAU inhaltlich hinter unserer Forderung einer Rekommunalsisierung der Schulreinigung steht. Die Reinigungskräfte, die heute hier ihre Rechte einfordern, stehen auch für die Reinigungskräfte an den Berliner Schulen, die sich oftmals aus Angst vor einem Jobverlust und aufgrund der Tatsache sich gewerkschaftlich kaum organisieren zu können, nicht trauen, in der Öffentlichkeit zu zeigen und ihre Rechte aktiv einzufordern. Die Arbeitsbedingungen in der Branche sind prekär, Menschen können von ihrer Arbeit nicht leben und die Unternehmen in der Privatwirtschaft machen Gewinne auf Kosten der Arbeiter*innen. Es ist eine Frage des Respekts und der Anerkennung, den Menschen für ihre Arbeit einen angemessenen Stundenlohn zu zahlen, von dem sie ihre Lebenshaltungskosten tragen können. Und es ist nun an der Zeit, dass in den sechs Bezirken, in denen es Beschlüsse für eine Rekommunalisierung der Schulreinigung gibt, nun auch Taten folgen und erste Modellprojekte noch in diesem Schuljahr umgesetzt werden. Hier ist der Senat gefragt, Gelder dafür bereit zu stellen und die Bezirke sind am Zug, die eigenen Beschlüsse ernst zu nehmen, die und in die Umsetzung zu gehen."
Bei den Protesten der Reinigungskräfte waren auch VertreterInnen von LINEKN und der SPD vor Ort und begrüßten die Forderungen der Reinigungskräfte. Die IG BAU fordert in den laufenden Tarifverhandlungen, den Einstiegsverdienst für Gebäudereinigerinnen um 1,20 Euro auf nun zwölf Euro anzuheben. Die Lohnuntergrenze für Glas- und Fassadenreiniger soll um denselben Betrag auf 15,30 Euro pro Stunde steigen. Die Arbeitgeber hätten bisher kein Angebot vorgelegt, obwohl die Branche wirtschaftlich insgesamt gut dastehe. „Die Reinigungskräfte sind empört über das Null-Angebot. Sie erwarten mehr Anerkennung für ihren Job“, sagt Nikolaus Landgraf, Regionalleiter der IG BAU Berlin-Brandenburg. Die Corona-Pandemie habe die Leistung der Beschäftigten noch einmal offensichtlich gemacht. Die 38.000 Berliner Reinigungskräfte hätten eine enorme Mehrbelastung zu stemmen und setzten sich täglich einem erhöhten Infektionsrisiko aus. „Die Arbeit der Gebäudereinigerinnen ist systemrelevant. Auch dafür wird ihnen jetzt keinerlei Wertschätzung entgegengebracht“, kritisiert Landgraf.
Am 20. Oktober gehen die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) in Köln in die dritte Runde. Die IG BAU fordert für die bundesweit rund 700.000 Beschäftigten auch den Einstieg in die Zahlung von Weihnachtsgeld in Höhe von 80 Stundenlöhnen. Zudem 100 Euro mehr bei der Ausbildungsvergütung.
Wir drücken die Daumen für die Verhandlungen und hoffen, dass sich die Forderungen schon bald auf dem Lohnzettel der Reinigungskräfte bemerkbar machen.
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