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  • Philipp Dehne

AbschlussprĂŒfungen absagen

Derzeit wird viel ĂŒber mögliche AbschlussprĂŒfungen fĂŒr den MSA und das Abitur an Berliner Schulen diskutiert. Der Plan der Senatsverwaltung sieht vor, die PrĂŒfungen ab dem 20.4. beginnen zu lassen. Warum das keine gute Idee ist...


Die erste Unterschrift fĂŒr das BĂŒrgerbegehren "Saubere Schulen"

Die AbschlussprĂŒfungen an Berliner Schulen können nicht wie geplant ab dem 20.4. stattfinden. Diese Kritik wurde von SchulleiterverbĂ€nden, dem LandesschĂŒlerausschuss und weiteren zivilgeselleschaftlichen Gruppen vorgebracht. Auch die GEW Berlin hat Bedenken geĂ€ußert. Wir als "Schule in Not" schließen uns der bereits vorgebrachten Kritik an und fordern, die derzeit geplanten PrĂŒfungen zu verschieben und gegebenenfalls fĂŒr dieses Schuljahr ganz abzusagen.


Warum?


1. AbschlussprĂŒfungen in dieser gesellschaftlichen Ausnahmesituation verursachen Stress

FĂŒr alle von uns bringt die derzeitige Situation VerĂ€nderungen mit sich. Das gilt auch fĂŒr SchĂŒler*innen. Diese VerĂ€nderungen sind zum Teil belastend - zusĂ€tzlich zum bereits bestehenden PrĂŒfungsdruck. In solch einer Situation sollten SchĂŒler*innen keine PrĂŒfungen schreiben mĂŒssen.


2. Die DurchfĂŒhrung der AbschlussprĂŒfungen verstĂ€rkt die Bildungsungleichheit

Besonders betroffen von der derzeitigen Ausgangssperre sind SchĂŒler*innen, die keine ruhige Lernumgebung haben und die von ihrem Umfeld wenig UnterstĂŒtzung bei der PrĂŒfungsvorbereitung bekommen können. SchĂŒler*innen, deren Familien durch die Corona-Krise auch finanziell stark betroffen sind, mĂŒssen sich gerade mit anderen Dingen als mit der PrĂŒfungsvorbereitung auseinandersetzen.

Eine faire und auch nur halbwegs bildungsgerechte DurchfĂŒhrung der AbschlussprĂŒfungen ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Das Festhalten am jetzigen PrĂŒfungsplan heißt, weitere Bildungsungleichheit in Kauf zu nehmen.


3. Gesundheit geht vor PrĂŒfungszwang

Wir hören aus Schulen, von PĂ€dagog*innen und SchĂŒler*innen große Bedenken, dass die PrĂŒfungen wirklich unter hygenisch sicheren Bedingungen durchgefĂŒhrt werdem können - und zwar fĂŒr alle Beteiligten. Diese Bedenken gilt es ernst zu nehmen.


4. SolidaritĂ€t statt prĂŒfungsfixiertem BildungsverstĂ€ndnis

LĂ€sst sich die persönliche Entwicklung in 10, 12 oder 13 Schuljahren in einer Handvoll AbschlussprĂŒfungen ablesen? In manchen MedienbeitrĂ€gen der letzten Wochen wirkt es so, als ob ein Schulabschluss ohne zentrale AbschlussprĂŒfungen 'defizitĂ€r' wĂ€re, wie es z.B. in dem Begriff "Notabitur" zum Ausdruck kommt.

Doch ist dieser Begriff irrefĂŒhrend. Das Abitur 2020 wĂ€re ein ganz normales und anzuerkennendes Abitur, in das die vor den AbschlussprĂŒfungen erbrachten Lern- und PrĂŒfungssleistungen stĂ€rker eingeflossen sind. Gleiches gilt fĂŒr den MSA.

Die Anerkennung der Berliner AbschlĂŒsse durch die Kultusministerkonferenz (KMK) muss gewĂ€hrleistet werden. Die KMK hat selbst zugesichert, die AbschlĂŒsse anzuerkennen „fĂŒr den Fall, dass AbschlussprĂŒfungen gar nicht durchgefĂŒhrt werden können“. Und genau dieser Fall ist derzeit gegeben.

In dieser Situation sollte SolidaritĂ€t miteinander ĂŒber konkurrenzbasierten Vorstellungen von Vergleichbarkeit stehen. Diese SolidaritĂ€t sollten auch die BundeslĂ€nder vorleben und die gegenseitige Anerkennung von AbschlĂŒssen bekrĂ€ftigen, unabhĂ€ngig davon, ob in einem Bundesland ein Teil der PrĂŒfung bereits stattgefunden hat.


5. Absage der AbschlussprĂŒfungen zum jetzigen Zeitpunkt

Die Senatsbildungsverwaltung sollte die fĂŒr den Zeitraum ab dem 20.4. geplanten PrĂŒfungen absagen. Sollten auch in den nĂ€chsten Wochen die Voraussetzungen nicht bestehen, die PrĂŒfungen unter der BerĂŒcksichtigung von Chancengleichheit (im Rahmen unseres gegenwĂ€rtigen Bildungssystems), der allgemeinen gesellschaftlichen Situation und der hygienischen Vorkehrungen und Ausstattung durchzufĂŒhren, gilt es, sie gĂ€nzlich abzusagen.

Sollten manche SchĂŒler*innen AbschlussprĂŒfungen freiwillig ablegen wollen, könnte nach Wegen geschaut werden, dies - unter den gerade genannten Bedigungen und zum gegebenen Zeitpunkt - zu ermöglichen.




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